Nr 12 | 01.12.2023

Zuversicht nach wie vor unterdurchschnittlich

Zuversicht nach wie vor unterdurchschnittlich

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In der Längsschnittanalyse zeigt sich ein eindeutiger Trend: Der aktuelle Optimismus-Pegel der öffentlichen Meinung ist unterdurchschnittlich im langjährigen Vergleich seit 1972. Die Skepsis der Österreicher:innen ist nach wie vor hoch, die Sorgenfalten gehen seit 2022 leicht zurück. Nur knapp jede:r Dritte ist zuversichtlich.

Verschlechterung ist die Grundeinschätzung

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Der wirtschaftliche Ausblick ist nach wie vor schwierig, die österreichische Bevölkerung geht immer noch doppelt so häufig von einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse in den kommenden zwölf Monaten aus, als von einer Verbesserung. Genau genommen steht es 44 zu 18 in Richtung Ver-schlechterung.

Eindruck der Unzufriedenheit überwiegt

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Knapp die Hälfe der Bevölkerung geht davon aus, dass die meisten Menschen in Österreich unzufrieden sind, nur 29 Prozent glauben das Gegenteil. Seit der Pandemie hat sich in dieser Grundstimmungsfrage der Trend gedreht, der Eindruck der Unzufriedenheit bleibt hoch im Kurs.

Die sogenannte Grundstimmung der österreichischen Bevölkerung seit 2019 lässt sich in vier Phasen einteilen: Die Ausgangslage vor der Coronapandemie war von einer sonnigen und wolkenlosen Stimmungslage geprägt. Vom Beginn der Pandemie bis zum Beginn des Ukrainekriegs lässt sich die Gemütslage als volatil bezeichnen. Viele Aufs und Abs kennzeichneten die Grundstimmung der Österreicher:innen.

Mit dem Ukrainekrieg kam es 2022 noch zu einer deutlichen Verschlechterung der Grundstimmung, alle abgefragten Parameter waren in diesem Jahr eindeutig negativ, die Sorgenfalten saßen seit 1972, dem Beginn der IMAS Marktforschung, nicht so tief und alle bisherigen Negativ-Rekorde wurden eingestellt.

Die vierte Phase beginnt mit einer leichten Aufhellung der Stimmung bei gleichzeitigem Rückgang der Sorgen. Die Trendumkehr ist noch nicht geschafft, auch 2023 ist unterdurchschnittlich optimistisch, aber eine leichte Verbesserung zum Vorjahr hat stattgefunden.

Wie die Längsschnittanalyse seit 1972 zeigt, war die pessimistische Stimmung immer stark durch die Angst des Jobverlusts geprägt. Somit hatten Menschen, die einen Arbeitsplatzverlust befürchteten, immer eine negative Grundhaltung zur Gegenwartsituation. Dieses Mal ist es etwas anders, die aktuelle, immer noch negativ vorherrschende Grundstimmung ist stark durch die Einsparungsnotwen-digkeiten im Haushalt geprägt. Kurz gesagt: Inflation frisst Optimismus.

Auch die wirtschaftliche Einschätzung ist negativ, insgesamt gehen 44 Prozent der Bevölkerung von einer Verschlechterung aus. Dieser Wert war über die letzten Monate hinweg relativ konstant, hat sich aber im Vergleich zu 2022 deutlich reduziert. Somit könnte man trotz der negativen Perspektive von einem Rückgang der Tristesse aus 2022 sprechen. Ein knappes Fünftel geht von einer Verbesserung aus.

Die Einschätzung der Lebenszufriedenheit der Mitmenschen hat sich zu Beginn der Pandemie gedreht. Mit März 2020 sank der Eindruck der Lebenszufriedenheit deutlich, mittlerweile sind es 48 Prozent, die davon ausgehen, dass ihre Mitmenschen insgesamt unzufrieden sind.


Dokumentation

Zeitraum der Umfragen: 2019 – 2023

Sample pro Messung: n~1.000 Personen, statistisch repräsentativ für die österr. Bevölkerung ab 16 Jahren, Quotaauswahl, face-to-face, Mehr-Themen-Umfrage, IMAS International Eigenstudie

Vollständiger Report mit zusätzlichen Charts

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