Nr 10 | 29.10.2021

Die nachhaltige Orientierungslosigkeit - hohe Bedeutung des Umweltschutzes unbestritten - es geht vor allem um die "Grundlagen" der Natur

Die hohe Bedeutung des Umweltschutzes ist unbestritten, knapp jeder zweite Österreicherhält diesen für sehr wichtig (Note 1 auf 5-teiliger Skala), knapp 8 von 10 halten den Umweltschutz für zumindest einigermaßen wichtig (Note 1+2). Interessant: Besonders bei der Generation 60+ ist dies mental stark verankert (Top Box). Die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Regionalität haben aktuell ja Hochkonjunktur, vielleicht auch durch die Pandemie. Diese könnte den Trend dazu verstärkt haben. Vor allem geht es um die "Grundlagen" in der Natur: Wasser, Wälder und Böden sind zu schützen. Die Bebauung von Grünflächen sollte gestoppt werden, die Grüngürtel der Städtesollten erhalten bleiben. Dass viele abgefragte Maßnahmen stark unterstützt werden, zeigt die Vielfältigkeit im Umweltschutz.

Knapp zwei Drittel sind voll und ganz bzw. eher unsicher, was im Umweltschutz richtig oderfalsch ist. Wenn das Verhalten der Bevölkerung ein Schlüssel für die Bekämpfung des Klimawandels ist, dann sollte die Bevölkerung mehr und besser darüber informiert werden. Die Orientierungslosigkeit bzw. Unsicherheit in dieser Frage ist zu hoch.

Umweltschutz hat im Bewusstsein der Österreicher eine hohe Bedeutung, daher hat der IMAS Forschungsstab demoskopisch Nachschau gehalten, welche Maßnahmen nun wichtig für den Umweltschutz wären und vor allem in welchen Bereichen Österreich in den Augen der Bevölkerung schonseine Hausaufgaben erledigt hat.

Das Kernergebnis ist eindeutig: Der Umweltschutz hat hohe Bedeutung in der Bevölkerung, knappjeder zweite Österreicher hält diesen für sehr wichtig (Note 1 auf 5-teiliger Skala), knapp 8 von 10 halten den Umweltschutz für zumindest einigermaßen wichtig. In allen soziodemografischen Gruppen ist dieses Ergebnis relativ gleichlautend, nur die Generation 60+ hält Umweltschutz für noch wichtiger, ebenso Menschen mit höherer Bildung.

Vor allem der Schutz der "Grundlagen" der Umweltwie Wasser, Wälder, Böden und Berge werden von den Österreichern stark eingefordert. Damit im Zusammenhang steht sicherlich auch der Wunsch, dass die Grünflächen erhalten bleiben und geschützt werden. Auch die Abfallvermeidung wird noch von knapp drei Fünftel der Bevölkerung als sehr wichtig eingestuft. Interessanterweise kann man unter den abgefragten Maßnahmen folgendes in den soziodemografischen Gruppen erkennen: Die Generation 60+, Frauen und Personen mithöherer formeller Bildung bewerten diese Bereiche häufiger als sehr wichtig als ihre sozialen Gegengruppen.

Kennzeichnend für die Gegenwartsgesellschaft ist aber auch, dass selbst bei diesem so wichtigen Thema die Orientierungslosigkeit enorm ist. Knapp zwei Drittel stimmen voll und ganz bzw. eher zu, dass ihnen nicht klar ist, welches Verhalten in Bezug auf die Umwelt richtig bzw. falsch ist. Fatal an dieser Situation ist: Die Orientierungslosigkeit erstreckt sich über alle soziodemografischen Gruppen gleichmäßig.

In zwei Bereichen sieht die Bevölkerung in den letzten Jahren schon eine deutliche Besserung: Schutz des Wassers und Trennung von Abfall. Dies sind die zwei Top-Nennungen unter den abgefragten Aspekten. Insgesamt hat die bisherige Bilanz in den Augen der Österreicher noch etwas Luft nach oben. Die Top Box – also Note 1 "sehr viel erreicht" – wird in allen abgefragten Bereichen nicht so häufig genannt. In der persönlichen Umsetzung gilt aber auch, dass die Österreicher vor allem dem Abfall – also der Trennung und Vermeidung – hohe Bedeutung zumessen und dies im persönlichen Bereich auch umsetzen.

Zum Abschluss noch eine Einordnung des Stimmungsbildes der Österreicher: Zunächst geht schon die relative Mehrheit davon aus, dass der Klimawandel zu einem Großteil durch den Menschen zustande gekommen ist. Weiters gilt es nun, diesen zu bekämpfen und teilweise Aspekte des Lebens radikal zu verändern. Dazu kommt der Glaube an den Fortschritt, also die Vermutung, dass die Technik und innovative Lösungen den Umweltschutz verstärken können. Diese Punktewerden von der relativen Mehrheit der Befragten mit der Note 1 oder 2 auf einer 5-teiligen Skala beurteilt.


Dokumentation

Zeitraum der Umfragen: 9. Juni – 4. Juli / 11. August – 5. September 2021

Sample: n=2.010 Personen, statistisch repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, Quotaauswahl, face-to-face

Archiv-Nummern der Umfragen: 021061 / 021081

Vollständiger Report mit zusätzlichen Charts

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